Während der Herbstsession wurde die neue Ernährungspyramide des Bundes präsentiert – und ich traute meinen Augen kaum. Die Beamten beurteilen Tofu tatsächlich besser als Fleisch, auch weil neu die Nachhaltigkeit gewichtet wird. Wer also in Zukunft Eier, eine schmackhafte Wurst oder nur schon Brot isst, macht in ihren Augen etwas falsch und ist ein Umweltsünder. Wenn ich diese wenig realitätsnahen Empfehlungen aus unserer Verwaltung sehe, frage ich mich, wer in unserem Land eigentlich das Sagen hat. Sind es die Stimmbürger und das Parlament, oder eher realitätsfremde Schreibtischtäter, die wir mit unseren Steuergeldern bezahlen?
Im September wurde über die Biodiversitätsinitiative der Umweltverbände abgestimmt. Sie wurde vom Bauernverband vehement bekämpft und erlitt an der Urne glücklicherweise Schiffbruch. Eigentlich sollte dieser den Initianten zu denken geben. Aber statt sich (und uns Stimmbürgern) eine verdiente Verschnaufpause zu gönnen, steht bereits die nächste Initiative mit ähnlicher Stossrichtung an. Im Ständerat behandelten wir die „Umweltverantwortungsinitiative“ der Jungen Grünen. Sie fordern eine Schweizer Gesamtwirtschaft, die nur so viele Ressourcen verbraucht, dass die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten bleiben. Bund und Kantone würden bei einer Annahme der Initiative verpflichtet, dass die durch den Konsum in der Schweiz verursachte Umweltbelastung „die planetaren Grenzen gemessen am Bevölkerungsanteil der Schweiz nicht mehr überschreitet.“ Was abstrakt tönt, hätte in der Realität wettbewerbsverzerrende Nachteile für unsere Landwirte zur Folge und fatale Auswirkungen auf unsere Wirtschaft. Beide Räte lehnten die „Umweltverantwortungsinitiative“ wuchtig ab und verzichteten auf einen Gegenvorschlag. Trotzdem steht uns schon bald wieder ein Urnengang bevor, der vollen Einsatz erfordern wird – auch von Ihnen, geschätzte Bäuerinnen und Bauern! Ich wünsche Ihnen einen schönen, ertragreichen Herbst.
Kolumne Bauernblatt OW NW UR