Sehr geehrte Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere der Swisscoy
Geschätzte Gäste, Angehörige und Freunde
Ich freue mich sehr, dass ich als Ständerat des Kantons Nidwalden und Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission hier an der Fahnenübergabe der Swisscoy im Kompetenzzentrumg in Stans-Oberdorf zu Ihnen sprechen darf. Wir feiern heute einen besonderen Moment, nämlich den erfolgreichen Abschluss Ihrer Ausbildung, wozu ich Ihnen ganz herzlich gratuliere. Sie haben die Vorbereitung auf Ihren Einsatz hinter sich und sind nun bereit, das Gelernte in den nächsten 6 Monaten in Bosnien und im Kosovo praktisch anzuwenden und Verantwortung zu übernehmen. Für diese Bereitschaft zu einer aktiven Rolle in der Friedensförderung danke ich Ihnen ganz herzlich. Und ich danke an dieser Stelle auch Ihren Familien und Angehörigen, denn ohne deren Unterstützung, ohne ein positiv gesinntes Umfeld ist ein solch ausserordentlicher Einsatz gar nicht möglich.
Die meisten von uns gehören zu jener glücklichen Generation, die nie Krieg in unserer Heimat oder in unserer unmittelbaren Umgebung erleben mussten. Mit Ihrem Engagement tragen Sie dazu bei, dass auch die junge Generation im Kosovo und in Bosnien die Chance erhält, diese Erfahrung zu machen – nämlich ein Leben im Frieden, in Freiheit und mit der Chance zur Verbesserung der Lebensumstände aus eigener Kraft. Sie werden aber auch das Vertrauen der älteren Generation geniessen, die Diktatur, Krieg und Vertreibung erleben musste. Auch diesen Menschen werden Sie mit Ihrer täglichen Arbeit Hoffnung auf eine bessere Zukunft geben.
Die Aufgabe, die Sie zu erfüllen haben werden, ist schwierig und herausfordernd. Fernab der Heimat und von allem, was Ihnen lieb ist, leisten Sie indirekt Dienst für unser Vaterland. Und ganz direkt stellen Sie sich in den Dienst für den internationalen Frieden. Wahrlich keine Aufgabe für „Kuscher“ und „Warmduscher“, geschätzte Anwesende! Unsere engagierten Swisscoy-Mitglieder blicken über den Tellerrand hinaus – in Ihren Einsatzgebieten werden sie verantwortungsvolle Funktionen ausüben und gleichzeitig wertvolle Erfahrungen sammeln. Ich wünsche Ihnen allen, dass dies vor allem positive Erfahrungen sind, die Ihnen auch nach Ihrem Einsatz zugutekommen werden. Sie werden für längere Zeit in einer anderen Kultur leben, sich dort zurechtfinden und auch durchsetzen müssen. Ihnen steht eine Lebensschule bevor, geschätzte Swisscoy-Soldaten! Eine Lebensschule mit vielen Erfahrungen, aber gleichzeitig auch ein „added value“ in Ihrer Biografie, der Ihnen in Zukunft auch im Berufsleben helfen kann.
Sie werden aber nicht nur eine andere Kultur kennenlernen, sie werden auch eine äusserst intensive Kameradschaft erleben, die nebst Ihren Schweizer Kameraden auch Soldaten aus verschiedensten Herkunftsländern umfassen wird. Kurzum: Sie werden Ihren Horizont erweitern – in unterschiedlichster Hinsicht!
Ich bin zutiefst überzeugt, dass die Schweiz in der internationalen Gemeinschaft einen Beitrag zu leisten hat. Umso mehr, wenn wir in einem schwierigen Umfeld unsere Sicherheit und unseren Wohlstand bewahren wollen. Wohlstand und Freiheit in unserem Land sind nicht selbstverständlich und wir sollten nie vergessen, dass unsere Vorfahren vor nicht allzu langer Zeit noch in Armut gelebt und für diesen Wohlstand gekämpft haben. Ja, es ist ein grosses Privileg, in Freiheit und Sicherheit zu leben, geschätzte Anwesende, und ich denke, auch das werden unsere Swisscoy-Mitglieder an Ihren Einsatzorten auf eindrückliche Art erfahren!
Damit es in unserem Land so bleibt, dafür müssen wir gemeinsam einstehen. Sie als Soldaten im Kosovo oder in Bosnien, ich als Politiker im Parlament und wir alle bei entsprechenden Volksabstimmungen. Tag für Tag sind wir aufgefordert, mit weltoffenem Geist unseren Beitrag an unsere Freiheit und Sicherheit zu leisten – gerade auch, wenn wir in unserer Umgebung mit Gleichgültigkeit, Wohlstandsdekadenz, Vorurteilen oder Arroganz konfrontiert werden. Dann müssen wir handeln, nicht schweigen, sondern als überzeugte Schweizerinnen und Schweizer beherzt reagieren. Wir müssen uns auf unsere Werte besinnen, auf Freiheit und Eigenverantwortung – und wir dürfen unsere Selbstbestimmung nicht leichtfertig preisgeben!
Darum braucht unser Land eine zukunftsgerichtete, umfassende Sicherheitsstrategie – eine starke, gut ausgerüstete Armee und ebensolche Polizeikräfte, einen handlungsfähigen Zivilschutz und eine einsatzbereite Katastrophenhilfe. Und darüber hinaus brauchen wir eine engagierte Aussenpolitik, geschickte Diplomatie, einen funktionierenden Nachrichtendienst, eine kluge Integrationspolitik, eine glaubwürdige Friedensförderung und bestmögliche Rahmenbedingungen für unsere Wirtschaft.
Erst in der Frühlingssession, die vor einer Woche zu Ende ging, sprach sich eine klare Mehrheit des Ständerats für die Fortsetzung des Einsatzes der Swisscoy in der KFOR bis Ende 2020 aus. Mit der Verlängerung des Einsatzes schlägt der Bundesrat eine zweistufige Reduktion des Kontingentes vor – von heute maximal 235 Armeeangehörigen soll es bis Oktober 2019 auf maximal 190 und bis Dezember 2020 auf höchstens 165 verkleinert werden. Gemeinhin könnte man meinen, dies sei der Anfang vom Ende. Nein, ganz im Gegenteil. Es ist ein richtiger Schritt in der Friedensförderung in diesem Gebiet – angepasst an die aktuelle Situation mit gesundem Menschenverstand und Verantwortung umgesetzt. Ich bin gespannt, wie es nun im Nationalrat weitergeht.
Wir alle wissen, dass die Lage im Kosovo immer noch angespannt ist. Die KFOR soll mögliche Brennpunkte frühzeitig erkennen und nach Möglichkeit vermittelnd eingreifen. Mit diesem Frühwarnsystem soll Gewalt verhindert werden. An ihren Einsatzorten geniessen die Swisscoy-Truppen einen ausgezeichneten Ruf, sie fungieren als Brückenbauer zwischen den verschiedenen Gruppierungen und sind eine wichtige Stütze der Nato im Logistikbereich. Ein erneuter Konflikt im Westbalkan ginge vor allem zu Lasten der Zivilbevölkerung, neue Flüchtlingsströme über ganz Europa wären die Folge. Auch die Schweiz wäre mit Sicherheit stark davon betroffen, leben doch schon heute über 200’000 Menschen aus dem Kosovo, Albanien und Mazedonien in unserem Land.
Es ist klar – stabile Herkunftsländer mit intakten Zukunftsperspektiven wären die beste Grundlage, damit es gar keine Asylpolitik bräuchte. Einsätze wie Ihrer im Kosovo und Bosnien sind besser als reine Diplomatie und tragen auch zu einer glaubwürdigen Asylpolitik bei! Zudem zeigt die Schweiz mit Ihrem Engagement der EU und der internationalen Gemeinschaft, dass ihr Stabilität viel wert ist. Unser Land beteiligt sich aktiv und steht auch ausserhalb der Landesgrenzen für urschweizerische Werte wie Neutralität, Unabhängigkeit und Demokratie ein.
Darum gebührt Ihnen, liebe Swisscoy-Soldaten, -Unteroffiziere und -Offiziere, ein ganz besonderer Dank. Weil sie mehr zu leisten bereit sind als andere. Bereit sein heisst gewillt sein, also aus eigenem Antrieb etwas zu tun. Dieser Antrieb kommt in der Schweiz leider immer stärker unter die Räder. Ich stelle fest, dass die Bereitschaft generell abnimmt, etwas für die Allgemeinheit zu tun, sei es in der Politik, in Verbänden, Vereinen – oder eben im Militär. All diese Institutionen, in denen man sich eben nicht selbstverwirklichen kann, haben es heute schwer. Sie stellen Ihre Zeit, Ihre Energie und Ihr Wissen der Allgemeinheit zur Verfügung. Sie erklären sich bereit, in den kommenden 6 Monaten für die Friedenssicherung auf vieles zu verzichten. In einer Zeit, in der Individualismus und Egoismus Hochkonjunktur haben, haben Sie einen anderen Weg gewählt. Dafür gebührt Ihnen mein ganzer Respekt.
Ich wünsche Ihnen nun einen guten, unfallfreien Einsatz und erfolgreiches Wirken in Ihrer wichtigen Funktion in Bosnien oder im Kosovo. Kehren Sie gesund und mit vielen bereichernden Erfahrungen für Ihr Privat- und Berufsleben zurück! Ich danke Ihnen nochmals für Ihren beispielhaften Einsatz – und allen Anwesenden für Ihre Aufmerksamkeit.