Sehr geehrte Unteroffiziere und höheren Unteroffiziere

Sehr geehrte Offiziere

Geschätzte Gäste, Angehörige und Freunde

Ich freue mich sehr, dass ich als Ständerat des Kantons Nidwalden hier an Ihrer Beförderungsfeier in unserem Hauptort Stans zu Ihnen sprechen darf. Denn eine solche Beförderung ist ein ganz besonderer Moment. Sie, liebe frisch beförderte Kader der Fliegerabwehr, haben soeben einen Meilenstein auf Ihrem Lebensweg erlebt. Sie haben Ihr Ziel mit dem Unteroffiziers- bzw. Offizierslehrgang und der ersten Führungserfahrung aus der allgemeinen und funktionsbezogenen Ausbildung nun geschafft und sind bereit mit ihrer verantwortungsvollen Funktion in die Verbandsausbildung zu starten. Nutzen Sie die Gelegenheit, welche Ihnen die Armee bietet und sammeln Sie wertvolle Führungserfahrung in jungen Jahren. Ich bin überzeugt, diese wird Ihnen auch ausserhalb der Armee zugutekommen – diese früh gemachte Führungserfahrung ist sozusagen ein „added value“ in Ihrer Biografie, der Ihnen helfen kann, auch ausserhalb der Armee in Wirtschaft oder Politik zu reüssieren!

Als ehemaliger Geschäftsführer und Regierungsrat kann ich Ihnen versichern, dass Unternehmenserfolg wie auch der Erfolg einer staatlichen Behörde mit den Führungsqualitäten ihrer Leader einhergeht. Ich wünsche Ihnen, dass Sie vom Gelernten und Erlebten auch in Ihrer beruflichen Laufbahn profitieren können und Verantwortung übernehmen.

Natürlich sind für ein erfolgreiches, ganzheitliches Führungsverständnis nicht nur Befehlston und Gehorsam gefragt, sondern mindestens ebenso stark Empathie und Motivation. Ich bin sicher, dass Sie in Ihrer Ausbildung beides erfahren haben. Denken Sie immer auch daran, dass Ihnen nicht irgendwelche Objekte, sondern Menschen anvertraut sind. Ihre Unterstellten sind Ihre Mit-Arbeiter, sie also sind es, die wesentlich zur Aufgabenerfüllung beitragen – ohne ihre Mit-Arbeit werden Sie Ihre Aufgaben nicht erfüllen können! Tragen Sie deshalb Sorge zu Ihren Mit-Arbeitern, schenken Sie ihnen Vertrauen und Wertschätzung, fordern Sie viel von ihnen, aber fördern Sie sie auch! In einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey wurde der Begriff „Employee Value Proposition“ geprägt.

 

Das ist der Wert, den ein Mitarbeiter dem Unternehmen gibt, für das er oder sie arbeitet. Und es ist diese persönliche Bewertung, die Mitarbeiter willens und bereit machen, in dieser Firma Höchstleistungen zu erbringen und Karriere zu machen – oder eben nicht. Und was denken Sie, was trägt in erster Linie zu einer positiven Bewertung bei? Es ist ein Chef, den man achten und respektieren kann. Ein Chef auch, der für seine Leute einsteht. Seien Sie deshalb Vorbild für Ihre Truppe und bewahren Sie sich immer den Respekt für und von Ihren Leuten.

Lohnt es sich denn heute überhaupt noch, sich für das „Unternehmen“ Armee einzusetzen? Wir sind doch von Freunden umzingelt, könnte man meinen, Krieg findet nur weit weg statt und niemand will uns etwas Böses. Tatsächlich droht uns zurzeit kein Staat mit militärischer Gewalt. Aber weiterhin erschüttern handfeste Konflikte Europa. 1991 begann der blutig ausgetragene Jugoslawienkrieg ganz in unserer Nähe, der zwar im Jahr 2000 formell beendet wurde. Aber noch immer muss die KFOR, bei der auch die Schweiz mitmacht und die hier ganz in der Nähe in Oberdorf ihr Ausbildungszentrum betreibt, im ehemaligen Jugoslawien für Stabilität sorgen. Zöge man sie ab, würde der Krieg umgehend wieder ausbrechen. Und daran wird sich leider nicht so schnell etwas ändern.

Oder nehmen wir die Ukraine, die 2014 die Kontrolle über einen Landesteil – die Krim – verloren hat, weil ein Nachbarland den Anschluss an seine Machtsphäre inszenieren konnte. Dies geschah mit einem Propagandakrieg, Cyberwar und dem Auftauchen von ein paar Special Forces ohne nationale Kennzeichen. Auch in Europas Nachbarschaft toben Bürgerkriege, seit 2001 in Libyen und mit entsetzlichem Leiden seit 2012 in Syrien. Solches wollen wir doch nicht erleben, wir wollen vielmehr in Freiheit und Wohlstand unser Leben führen, uns mit Freunden treffen, mit unseren Familien zusammen sein und das Leben mit seinen vielen Facetten geniessen. Damit dies möglich ist braucht es einen starken Staat, der unsere Sicherheit garantiert. Und ein sehr wichtiges Instrument der Sicherheitspolitik unseres Landes ist die Armee, unser Reserveelement, das bei unerwarteten Fällen die zivilen Behörden und Organisationen unterstützen und bei Konflikten unser Leben, unsere Freiheit und unser Land verteidigen kann.

Lohnt es sich also, sich für das Unternehmen Armee einzusetzen? Ganz klar JA! Nur so können wir in Sicherheit mit unserer Familie und unseren Freunden ein Leben im wohl schönsten Land der Welt geniessen. John F. Kennedy sagte: Frag nicht…. Frag was Du für Dein Land machen kannst. Diese Haltung ist heutzutage ja nicht mehr besonders „in“.

Und darum gebührt Ihnen, liebe Unteroffiziere, höhere Unteroffiziere und Offiziere, ein besonderer Dank, weil sie mehr geleistet haben als andere. Bereit sein heisst gewillt sein, also aus eigenem Antrieb etwas zu tun. Dieser Antrieb kommt in der Schweiz, die ja als Ganzes nichts anderes ist als eine Willensnation, leider immer stärker unter die Räder und unter Beschuss. Ich stelle fest, dass die Bereitschaft generell abnimmt, etwas für die Allgemeinheit zu tun, sei es in der Politik, in Verbänden, Vereinen – oder eben im Militär. All diese Institutionen, in welchen man sich halt nicht Selbstverwirklichen kann, haben es in unseren Zeiten der zunehmenden Individualisierung schwer.

Sie haben ihre Zeit, ihre Energie und ihr Wissen der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Sie haben sich bereit erklärt, zugunsten der Sicherheit und damit auch des Wohlstandes unseres Landes auf vieles zu verzichten. Denn wie ich aus meiner eigenen Zeit in der Offiziersschule weiss, ist der Militärdienst nicht immer lustig. Sie haben sicher auch zuweilen gelitten und sich gefragt, weshalb Sie jetzt nicht zu Hause im warmen Bett liegen, sondern draussen im Zelt auf dem harten Boden bei Minustemperaturen. Oder wieso Sie jetzt mit 10 Kilo Gepäck auf dem Rücken und vorgehängtem Gewehr bei 30 Grad im Schatten diesen Berg hinaufstürmen müssen. Aber Sie haben durchgebissen, Sie haben sich überwunden und mit Ihren Kameraden zusammen diese Herausforderungen gemeistert. In unserer Zeit, in der Individualismus und Egoismus Hochkonjunktur haben, haben Sie einen anderen Weg gewählt. Dafür gebührt Ihnen mein ganzer Respekt. Ich danke auch Ihren Familienangehörigen und Ihren Freunden, die Sie auf diesem Weg begleitet, unterstützt und wohl auch manchmal motiviert haben.

Ich wünsche Ihnen nun einen guten Abschluss Ihrer Schule, ein erfolgreiches Wirken in Ihrer neuen Funktion sowie viele bereichernde Erfahrungen. Zuerst aber wünsche ich Ihnen nun einen gemütlichen Apéro und heute Abend ein schönes Fest.