Kaum eine andere Branche ist im Parlament so gut vertreten wie die Bauern. Ein Fünftel aller National- und Ständeräte hat eine Verbindung zur Landwirtschaft, entweder durch ihren Beruf oder ihre Tätigkeit für eine bäuerliche Organisation oder Firma. Entsprechend wichtig erschien mir im Vorfeld der Bundesratswahlen das Hearing bei den Vertretern dieser bedeutenden Branche, das den Ruf hatte, das entscheidenste zu sein, das im Vorfeld einer Bundesratswahl stattfindet. Umso erstaunter war ich, als ich das Sitzungszimmer betrat und bloss sieben Personen antraf! Obwohl mir viel Goodwill entgegengebracht wurde, hatte ich den Eindruck, dass viele Landwirtschaftsvertreter ihre Entscheidung bereits vorher gefällt hatten und deshalb nicht zur Anhörung erschienen sind. Trotzdem bleibt mir das Hearing, die kritischen Fragen und die folgende konstruktive Diskussion in bester Erinnerung – wie überhaupt meine ganze Kandidatur, auch wenn ich unbestritten dem falschen Geschlecht angehörte und darum medial oft ignoriert wurde. Ich konnte mich und meine Standpunkte bei allen Fraktionen präsentieren und dadurch mein Profil im Bundeshaus schärfen. Nur hörte ich leider zu oft: „Hans, Du wärst ein guter Bundesrat, aber diesmal wähle ich eine Frau!“. Nichtsdestotrotz bedaure ich meine Kandidatur keineswegs, denn Nidwalden wird in Zukunft davon profitieren, dass mir ein erfolgreicher und professioneller Auftritt im Bundeshaus aber auch in den Medien gelungen ist.
Kolumne im Bauernblatt, Nidwalden