In der Frühlingssession wurde die Agrarreform AP22+ auch vom Nationalrat auf Eis gelegt und dürfte somit nicht vor 2024 in Kraft treten. Sie beinhaltete ökologische Ziele und sollte die Umweltbelastung durch Stickstoff, Phosphor oder Treibhausgase reduzieren. Zudem wollte der Bundesrat damit der Trinkwasser- und Pestizid-Initiative den Wind aus den Segeln nehmen, über die am 13. Juni abgestimmt wird.

Der Bauernverband machte sich für die Versenkung der AP22+ stark und sieht die Antwort auf die gefährlichen Agrarinitiativen in einer parlamentarischen Initiative, die u.a. eine Offenlegungspflicht für Kraftfutter- und Düngerlieferungen einführen und Stickstoff- und Phosphorverluste in der Landwirtschaft „angemessen reduzieren“ will. Ob dies aber überhaupt als Gegenvorschlag wahrgenommen wird und reicht, um die Initiativen erfolgreich zu bodigen, wage ich zu bezweifeln. Ich empfinde das politische Kalkül des Bauernverbands als riskantes Spiel mit sehr hohem Einsatz. Die Gegenseite schürt seit Wochen Stimmung für ihre Initiative und suggeriert über die Medien, dass 1 Mio. Menschen in der Schweiz mit Pestiziden verunreinigtes Wasser trinken. Ob das so stimmt oder die Verunreinigungen einfach etwas höher liegen als die tiefstmöglichen Werte – ich weiss es nicht. Aber eines ist sicher: Wir laufen Gefahr, bei der Abstimmung über die Initiativen wieder auf einen Stadt-Land-Graben zuzusteuern und womöglich auf das Ständemehr hoffen zu müssen. Der 13. Juni wird mit Sicherheit nicht zum Selbstläufer – darum ist Ihr Engagement gefragt, geschätzte Bäuerinnen und Bauern!

Kolumne im Bauernblatt, Nidwalden