Ende September kann das Stimmvolk darüber abstimmen, ob frischgebackene Väter in den Genuss von zwei Wochen Vaterschaftsurlaub kommen sollen. Ich lehne dieses Ansinnen aus verschiedenen Gründen ab.

Natürlich könnte ich jetzt mit Corona argumentieren und auf die schwierige Situation unserer Wirtschaft hinweisen, die aktuell etwas ganz sicher nicht brauchen kann, nämlich zusätzliche obligatorische Abgaben. Unsere Sozialversicherungen stehen eh schon auf wackligen Beinen und sind dazu da, echte Not zu lindern und Existenzen zu sichern – Gratis-Ferien für Väter gehören definitiv nicht dazu! Ganz im Gegensatz etwa zur Kurzarbeitsentschädigung, die im Moment unzähligen Firmen hilft, Entlassungen zu vermeiden. Statt eines von allen Arbeitnehmenden und Arbeitgebern subventionierten, staatlich verordneten Vaterschaftsurlaubs befürworte ich eigenverantwortliche, betriebsinterne Lösungen, wie sie bereits jetzt vielerorts gehandhabt werden.

Ich möchte, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für beide Elternteile – und dadurch auch die Arbeitsmarktbeteiligung der Frauen – gefördert wird. Darum bin ich für eine Elternzeit, bei der Mutter und Vater gemeinsam entscheiden können, wie die Betreuungszeit nach einer Geburt aufgeteilt wird. Eine solche Elternzeit hat positive familien- und gesellschaftspolitische Auswirkungen. Sie ermöglicht echte Gleichstellung, weil selbstverantwortlich entschieden werden kann. Wenn wir Rollenbilder der Zeit anpassen wollen, dann ist eine paritätische Elternzeit der erste Schritt dazu. Nicht ein Vaterschaftsurlaub. Wenn wir für unsere Mütter echt etwas verändern wollen, dann müssen wir uns für die steuerliche Abzugsfähigkeit von Drittbetreuungskosten für Kinder einsetzen, damit sie nicht weiterhin unter einseitigen finanziellen und karrierehemmenden Nachteilen leiden. Und nicht für kostspielige Symbolpolitik wie den gesetzlichen Vaterschaftsurlaub, die das Problem nicht an der Wurzel packt.

Meinungsbeitrag auf CH Media