In der Sommersession lehnte der Ständerat eine Motion von Werner Salzmann ab, der damit die Vorschriften des RAUS-Programm für das Berggebiet ab Bergzone 1 und die heutige Regelung mit fixen Daten für eine schweizweit einheitliche Weidezeit vom 1. Mai bis 31. Oktober praxistauglicher ausgestalten wollte. Denn es ist offensichtlich, dass der Frühling – und damit die Möglichkeit, die Kühe auf die Weide zu lassen – nicht im ganzen Land und schon gar nicht in allen Höhenlagen am gleichen Tag beginnt; auch der Herbst hält im Berggebiet bedeutend früher Einzug als im Mittelland. Darum sollte der Weidezeitpunkt ab der Bergzone 1 so angepasst werden, dass – wenn im Mai und im Oktober vegetations- oder wetterbedingt kein Weidegang möglich ist – mit 13 statt 26 Auslauftagen pro Monat die Bestimmungen von RAUS bloss anteilsmässig zu erfüllen sind.
Diese RAUS-Vorgaben sind für mich ein wunderbares Beispiel, wie stark die Landwirtschaft inzwischen reguliert ist – das staatlich verordnete Tierwohl wird höher gewichtet als der gesunde Menschenverstand, als das Fachwissen und die ausgeprägte lokale Kenntnis unserer Bauern. Dabei gibt es in unserem Land kaum einen anderen Bereich, in dem über viele Generationen ein derart feingesponnenes Netz an lokalem Wissen zur Bewirtschaftung geschaffen wurde wie in der Landwirtschaft. Diesen Erfahrungen vor Ort vertraue ich stärker als irgendwelchen Schreibtischtätern in Bern, darum habe ich die Motion Salzmann unterstützt – leider knapp ohne Erfolg. Ich hoffe sehr, dass es dem Parlament bei der Behandlung der „Agrarpolitik22+“ gelingen wird, unseren Landwirten wieder mehr Flexibilität und Freiheit zuzugestehen.
Ich wünsche Ihnen eine ergiebige Heuernte und genau die richtige Anzahl Regentage!
Bauernblatt Obwalden, Nidwalden, Uri