Ein Rettungsschirm für grosse Energiekonzerne, eine Reduktion der Treibhausgas-Emissionen auf «Netto Null» bis 2050, ein Impulsprogramm über 3.2 Milliarden Franken für den Ersatz fossiler Heizungen und die Förderung neuer Technologien, eine Solar-Offensive in noch nie dagewesenen Ausmass – im Zuge der Energiekrise ist in der Herbstsession des Bundesparlaments Handeln das Gebot der Stunde. Plötzlich ist vieles möglich, was vor Kurzem noch undenkbar war.

Alles paletti also? Ich verspüre einen starken Zwiespalt. Einerseits unterstütze ich die Beschleunigung von Massnahmen für eine kurzfristige Mehrproduktion – gerade bei der Fotovoltaik, die von allen gängigen erneuerbaren Technologien die kürzesten Planungs-, Projektierungs- und Bauzeiten aufweist. Darum ist die zeitnahe Realisierung alpiner Solarkraftwerke im grossen Stil sinnvoll. Auch, weil stark vereinfachte Bewilligungsverfahren die Verhinderungstaktik der Umweltverbände aushebeln und das Gesetz bis 2025 befristet ist. Ein echter Fortschritt. Und ein Zeichen an die Bevölkerung, dass wir in der Lage sind, unsere Probleme schnell anzugehen und zu lösen.

Andererseits bin ich dagegen, unsere Bürger noch stärker zu bevormunden. Etwa, wie sie zu heizen haben. Dies sollte aus Überzeugung geschehen, nicht wegen Verboten. So muss in Zukunft jedes neue Haus mit Solarpanels ausgestattet werden, selbst in tiefsten Lagen. Leider erzielen wir dadurch in nebligen Wintermonaten, wenn uns der Strom fehlt, kaum den gewünschten Effekt. Darum finde ich diese Zwangsmassnahme weder sinnvoll noch zielführend – es ist eine weitere Regulierung mit beschränkter Wirkung, die das Bauen unnötig verteuert. Vor den nächsten Wahlen fordern dann wieder alle einen Regulierungsabbau … Zum angenommenen indirekten Gegenvorschlag zur Gletscher-Initiative gehört auch das Förderprogramm für den Ersatz fossiler Heizungen, das uns in den kommenden zehn Jahren 2 Mia. Franken kosten wird. Mit Blick auf die akuten Lieferprobleme, den Fachkräftemangel und unsere Bundeskasse hätte es für mich auch die Hälfte des Betrags getan. Nun hoffe ich auf die Schlussabstimmung im Parlament – vielleicht erfolgen in der Differenzbereinigung noch Anpassungen, über die ich mich freuen würde. Ihnen wünsche ich einen wunderbaren Herbst voller Energie!

Kolumne Nidwaldner Zeitung