GV Titlisbahnen – Verabschiedung Hans Hess

Geschätzte Aktionärinnen und Aktionäre

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Sehr geehrte Damen und Herren

Lieber Hans

Zuerst möchte ich Ihnen herzlich für die ehrenvolle Wahl zum neuen VR-Präsidenten der Titlisbahnen danken. Ich freue mich sehr über das grosse Vertrauen, dass Sie mir entgegenbringen und ich versichere Ihnen, dass ich mich tatkräftig und mit Herzblut dafür einsetzen werde, dass der Höhenflug dieses erfolgreichen Unternehmens andauern wird.

Einer der Hauptverantwortlichen für diesen Höhenflug und die bestens aufgestellte Unternehmung ist Hans Hess. Hans war sage und schreibe 35 Jahre für unsere Gesellschaften als Verwaltungsrat und VR-Präsident tätig. 1981 wurde er in den Verwaltungsrat der „Luftseilbahn Trübsee-Stand-Kleintitlis AG“ gewählt – im gleichen Jahr wurde er auch Obwaldner Regierungsrat. Bereits 1982 wurde er dann Präsident der frisch fusionierten „Bergbahnen Engelberg-Gerschnialp-Trübsee AG“.

Zu dieser Zeit sah unsere Welt noch ganz anders aus, geschätzte Anwesende. Es herrschte Kalter Krieg, Ronald Reagan wurde Präsident der Vereinigten Staaten und Papst Johannes Paul II. wurde 1981 bei einem Attentat verletzt. In Frankreich wurde Mitterand Nachfolger von Giscard d’Estaing als Staatspräsident und durfte den ersten TGV einweihen. Prinz Charles heiratete im gleichen Jahr seine Lady Di, IBM stellte den ersten Personal Computer vor, der ECU wurde als Verrechnungseinheit der Europäischen Gemeinschaft eingeführt und das erste Retortenbaby kam zur Welt. Ich persönlich war 1981 als Jüngling am Kollegi in Stans und noch fünf Jahre von meiner Matur entfernt. Sie merken es – 35 Jahre sind eine sehr, eine seeeehr lange Zeit!

Als die Ära von Hans bei den Titlisbahnen in den Achtzigerjahren begann, setzte sich der Verwaltungsrat aus klingenden Namen wie Hess, Niederberger, Doswald, Odermatt, von Wyl, Amstutz, Cattani, Sägesser, Straumann, Ulrich, und Waser zusammen. Auch wenn der Familienname Hess nun nicht mehr im neugewählten Verwaltungsrat vertreten ist, so bleibt es nun an mir, den Namen Hess als Eingeheirateter bei den Titlisbahnen hochzuhalten. 

Meine Frau ist ja bekanntlich eine geborene Hess mit Heimatort Engelberg und zudem erst noch im Stamm von Hans Hess. Ein Ur-Ur-Ur-Ur-Ahne von ihr sei vor langer Zeit ohne Angabe eines Ziels in’s Ausland weggezogen und man nahm an, dass er sich irgendwo entfernt in der weiten Welt niedergelassen hatte. Schlussendlich durfte man dann aber feststellen, dass er nur in Grafenort gelandet ist wo auch meine Frau im Alpengarten eine unbeschwerte Kindheit geniessen durfte.

1992 fusionierten die „Bergbahnen Engelberg-Gerschnialp-Trübsee AG“ und die „Luftseilbahnen Trübsee-Stand-Kleintitlis AG“ zur heutigen BET, der „Bergbahnen Engelberg-Trübsee-Titlis AG“. Hans, damals schon Denker und Lenker im Hintergrund, wurde zum Vizepräsidenten der neuen Gesellschaft, der legendäre Dolfi Odermatt zum Präsidenten ernannt. Im April 1995 wurde Hans dann zum Präsidenten der BET gewählt.

Seit 1981 sass Hans in den strategischen Gremien der Bahnen und hat die Bahngeschichte, die Tourismusgeschichte und damit die jüngere Geschichte in Engelberg massgeblich geprägt. Eine beeindruckende Erfolgsgeschichte, geschätzte Damen und Herren, das belegen auch die folgenden Zahlen: Der Ertrag unseres Unternehmens stieg von 1981 bis heute von 9.3 auf 71.6 Mio. Franken – also um Faktor 7. Der Cashflow entwickelte sich im gleichen Zeitraum um Faktor 10 von 2.7 auf 27.4 Mio. Franken. Und der Aktienkurs, der den Anwesenden ja nicht völlig egal ist, stieg seit ihrer Kotierung an der Börse im Jahr XXYY von XY auf heute XY Franken.

Hans übergibt uns also eine kerngesunde, prosperierende Unternehmung auf ihrem Höhepunkt! Dafür sind wir ihm sehr dankbar. Und dafür werden wir auch Sorge tragen! Wie konnten diese Erfolge erzielt werden, was zeichnet meinen Vorgänger aus? Es brauchte vielfältige und grosse Qualitäten, um 35 Jahre aktiv führend und zupackend im VR unserer Gesellschaft zu wirken. Ich will nun nicht alle Qualitäten aufzählen aber einige Müsterchen möchte ich ihnen preisgeben, die seine Stärken durchaus gut beschreiben.

Hans verlor auch in turbulenten Zeiten mit Generalversammlungen, die 6 Stunden und mehr dauerten, mit harten Kämpfen um Verwaltungsratssitze nie die Ziele der Unternehmung aus den Augen. Er sagte kürzlich einmal: „Für die einfachen Angelegenheiten braucht es mich nicht – ich bin da, wenn es schwierig wird!“ und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Hans hat ein unglaubliches Gespür dafür, was richtig und falsch ist, wo man im Vordergrund treten und präsent sein muss – und wann es besser ist, sich im Hintergrund zu halten. Er hat sich nie ins Scheinwerferlicht gedrängt und versteht es meisterhaft, Vertrauen und Freiräume zu geben, aber auch zum richtigen Zeitpunkt kritische Fragen zu stellen. 

Leider wurde er vor einigen Jahren zutiefst enttäuscht, als er einmal zu viel Vertrauen geschenkt hatte. Doch gerade im Zusammenhang mit diesem Betrugsfall zeigten sich wieder seine Qualitäten – denn er verstand es, den Verwaltungsrat in der Krise zusammenzuschweissen und das Unternehmen gestärkt aus dieser schwierigen Situation herauszuführen. Nur ein Jahr später wurde mit dem Bau des Titlis Resort begonnen!

Das ist eben auch typisch Hans. Ein mutiger Unternehmer mit viel Pioniergeist und einem ausgeprägten Sensorium für künftige Entwicklungen. Ein überzeugter Kämpfer für seine Sache – sowohl als Unternehmer als auch als Anwalt oder Politiker. Hans ist aber ein ebenso grossartiger Netzwerker. Ich glaube, dass seine vielfältigen Kontakte so manche Tür geöffnet haben – und dass zum Beispiel seine Beziehungen ins BAV auch für unser Unternehmen Gold wert waren. Ich bin also gefordert, geschätzte Damen und Herren! Denn ich trete in grosse, nein, ich trete in geradezu riesige Fussstapfen. Ich freue mich auf diese Herausforderung auch weil ich weiss, dass ich mich auf bewährte und bestens funktionierende Strukturen und motivierte Mitarbeitende verlassen darf. Selbstverständlich habe ich auch einen gesunden Respekt vor dieser Aufgabe. Unser Unternehmen muss trotz Rekordergebnis aktiv und innovativ bleiben. Wir dürfen uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen, sondern müssen Schwierigkeiten wie den starken Schweizer Franken bewältigen und uns neue, hohe Ziele setzen. Auch diesbezüglich ist uns Hans Hess eine Inspiration und ein Vorbild!

Hans ging unbeirrbar seinen Weg, wenn er vom Ziel überzeugt war – er verstand es auch immer meisterhaft, sein Umfeld mitzuziehen und zu begeistern. Das kann weit gehen, wie ein Beispiel zeigt, dass sich an einem Verwaltungsratsausflug ereignete. Hans wollte zum Mittagessen als einziger ein Fondue. Weil es das aber nur ab zwei Personen gab, verknurrte er kurzerhand aber auch liebevoll den Sekretär des VR, Mike Bacher, auch zu einem Fondue. Hans hatte was er wollte und Mike war überzeugt eine gute Wahl getroffen zu haben! Hans ist so mitreissend, dass er sein Umfeld zum Glück zwingen kann. Ja, selbst in kulinarischen Belangen zeigte Hans seine Cleverness und sein Durchsetzungsvermögen. Nach einer Verwaltungsratssitzung hat Ruedi Fassbind Hans und unseren damaligen Gastronomen und Vizepräsidenten Geny Hess nach Grafenort zum Essen eingeladen. Alle drei bestellten Gemspfeffer und Hans fragte das Servicepersonal, ob er nicht auch Pommes Frites dazu haben könne, weil er doch Pommes so gerne hätte. In Anwesenheit von Geny dem Gourmet zum Gemspfeffer Pommes Frites zu bestellen braucht ja schon mal eine gehörige Portion Mut. Aber als er dann anstelle eines guten Tropfen Rotwein auch noch Champagner bestellte hat es unserem Geny dann aber vollends die Sprache verschlagen.

Nicht dass Sie den Champagner jetzt falsch interpretieren – Hans ist bei all seinen Erfolgen bodenständig und bescheiden geblieben und hat sich immer für die Mitarbeiter engagiert. Sein Händedruck und sein Zuhören waren nie oberflächlich, viele der Mitarbeitenden kennt er auch heute noch persönlich und ist mit ihnen per Du. Er war und ist der Patron der Bergbahnen Engelberg-Trübsee-Titlis AG. Mit Herzblut aber auch mit väterlicher Vorsicht hat er mit Humor die Unternehmung klug und erfolgreich geführt.

Ich bin überzeugt, geschätzte Damen und Herren, sie stimmen mir zu, dass wir mit Hans eine Persönlichkeit aus dem Verwaltungsrat verabschieden, die mehr verdient als lediglich einen warmen Händedruck. Aus diesem Grund hat der Verwaltungsrat an einer geheimen Sitzung beschlossen, Dich geschätzter Hans, zum Ehrenpräsidenten der Bergbahnen Engelberg-Trübsee-Titlis AG zu wählen. Ich denke aber auch, dass dies im Sinne aller Anwesenden hier ist und danke Dir ganz herzlich im Namen von uns allen für Dein immenses Engagement und Deine aussergewöhnliche Leistung in den vergangenen 35 Jahren! Für Deine Verdienste zollen wir Dir höchsten Respekt und Anerkennung. Ganz herzlichen Dank, lieber Hans!

Als kleine symbolische Anerkennung schenken wir Dir dieses Bild. Im Rahmen einer Dankesfeier in Engelberg werden wir es dann gegen ein Original aus dem Klosterdorf tauschen.

Lieber Hans, wir wünschen Dir für die Zukunft alles Gute, gute Gesundheit, ganz viel Lebenswertes und natürlich auch, dass Du oft in Engelberg anzutreffen bist und Du noch viele schöne Stunden auf unserem und Deinem Titlis erleben wirst!