Herr Präsident

Geschätzte Mitglieder der Zentralschweizer Handelskammer

Werte Anwesende

Heute haben Sie mir Ihr Vertrauen geschenkt und mich zum neuen Präsidenten der Zentralschweizer Handelskammer gewählt – dafür möchte ich Ihnen herzlich danken! Ihre Wahl ist für mich Verpflichtung, mich weiter tatkräftig für unsere Werte und  einen starken Wirtschaftsraum Zentralschweiz einzusetzen. Gerne stelle mich dieser Verantwortung, den anstehenden Herausforderungen, den Erwartungen und auch der Kritik.

An dieser Stelle möchte ich meinem Vorgänger, Dr. Werner Steinegger, ganz herzlich für sein jahrelanges, engagiertes Wirken im Dienste der Handelskammer danken! Mit seiner intellektuellen Brillanz, seiner gradlinigen Art und seinen unmissverständlichen, pointierten Statements hat er die Zentralschweizer Handelskammer und ihre Wahrnehmung in der Öffentlichkeit geprägt. Werner Steinegger war der erste Nicht-Luzerner, der unserer Organisation vorstehen durfte. Insofern war er ein Türöffner – und heute darf ich sagen: auch für mich! Mit dem Schritt, einen Nicht-Luzerner als Präsidenten zu wählen, haben Sie damals, werte Mitglieder der Handelskammer, den Zentralschweizer Gedanken gestärkt. Ich werde versuchen, diesen Gedanken in Ihrem Sinne weiterzuführen!

Geschätzter Werner,  anlässlich Deiner Neujahrsansprache hast Du gesagt: „Es gibt immer wieder Gruppen von Menschen, die sich als Eliten fühlen. In der Vergangenheit waren das etwa Aristokraten oder der Klerus. Heute sind es Pseudointellektuelle, Experten, Beamte, Politiker und Spitzenmanager.“ Du, Werner, warst und bist weder Pseudointellektueller noch Pseudoelite – Du verkörperst eine echte, leider aussterbende Elite und eigentlich bist Du ein Unikat – ein unkonventionell denkendes und gleichzeitig höchst unterhaltsames. Es war mir immer eine Freude, Deinen Exkursen zur Evolutionstheorie oder den provokativ-witzigen Statements zur Gesetzesflut zu folgen. Du bringst viele Sachen auf unverwechselbare Art auf den Punkt, bist ein Mann der klaren Worte – und das zeichnet Dich aus.

Danke für die anregenden und vergnüglichen Stunden in Deinem Beisein, denen ich beiwohnen durfte! Jetzt bin ich sehr gespannt, was Du mit der neu gewonnenen Zeit anstellen wirst. Vor allem wenn ich bedenke, dass unser geschätzter Gastreferent, Herr Kaspar Villiger, einmal Vizepräsident der Zentralschweizer Handelskammer war und es danach in den Bundesrat und an die Spitze der UBS geschafft hat. Ich bin gespannt, Werner, was Du es als ehemaliger Präsident dieser Organisation noch erreichen wirst und werde Deinen weiteren Werdegang mit grossem Interesse verfolgen! Auf jeden Fall wünsche ich Dir für all Deine Tätigkeiten alles Gute und möchte Dir im Namen der Zentralschweizer Handelskammer danken ein kleines Geschenk für Dein verdienstvolles Engagement überreichen.

Ich möchte nun kurz zu den Schwerpunkten kommen, die ich für die weitere Tätigkeit in der Handelskammer und den Erfolg der zentralschweizer Unternehmen als matchentscheidend betrachte. Denn obwohl das Konjunkturforschungsinstitut BAK Basel Economics vorletzte Woche Zahlen publizierte, welche die Zentralschweiz 2010 als Wachstumsleader sehen und für dieses Jahr ein Plus von 1,7 Prozent prophezeit, müssen wir den Druck für konkurrenzfähige Rahmenbedingungen weiter hoch halten.

Es gibt verschiedene Ansätze, mit den vermeintlichen Gegensätzen „lokal“ und „global“ umzugehen. Einige vertreten „all business is local“, andere behaupten „think global, act local“. Doch ich glaube, Sie als Mitglieder der Zentralschweizer Handelskammer zeigen mit ihrem praktischen Handeln, dass es einen weiteren wesentlichen Erfolgsfaktor gibt, nämlich das Zusammenwirken und -spannen von Gemeinwesen und Unternehmen in einem kantonsübergreifenden Wirtschaftsraum. Unser Engagement gilt einer national und international wettbewerbsfähigen Wirtschaftsregion, die sich nachhaltig entwickeln soll.

Unsere Handelskammer muss in Stellungnahmen und Positionspapieren die Interessen der Wirtschaft bei Regierungen und Politik einbringen. Mit gezielten Projekten zu aktuellen Themen müssen zukunftsweisende Prozesse in Gang gebracht werden, welche die Standortattraktivität weiter verbessern helfen.

Durch Veranstaltungen und eine effiziente Medienarbeit muss der aktive Austausch gepflegt und die Öffentlichkeit mit einbezogen werden. Dies alles mit dem Ziel, die Politik für die Bedürfnisse der Wirtschaft zu sensibilisieren und sicher auch, um einen Druck aufzubauen. Welches sind nun aber in meinen Augen die Drivers der nächsten Jahre?

  • Die oberste Zielsetzung der wirtschaftsrelevanten Politik des Staates und der Kantone muss die ständige Steigerung der Standortqualität für Unternehmen sein. Wirtschaftspolitik ist daher als steter Optimierungsprozess aufzufassen und zu gestalten. Dabei müssen alle wirtschaftlich bedeutsamen Bereiche spezifische Beiträge zur Verbesserung der Standortbedingungen leisten: Finanzen, Bildung und Forschung, Raumentwicklung, Infrastruktur usw. Dazu im Einzelnen später etwas mehr..
  • Die Aufgabe des Staates besteht also darin, bestmögliche Rahmenbedingungen zu schaffen und zu gewährleisten. Demgegenüber sind die Firmen allein und umfassend für die unternehmerische Politik zuständig und verantwortlich. Das Entwicklungspotential der Zentralschweizer Firmen darf nicht behindert, sondern muss gefördert werden. Innovative Firmen sollen unterstützt und für ihr lokales Engagement belohnt werden.
  • Eine ausgeglichene Staatsrechnung sowie ein günstiges Steuerklima sollen die Grundlage dafür schaffen, dass die Zentralschweizer Kantone im Wettbewerb mit den anderen Kantonen und dem Ausland konkurrenzfähig bleiben können. Eine Senkung der Unternehmensbelastung in den unseren Kantonen und eine Milderung der wirtschaftlichen Doppelbesteuerung, eine konsequente Ausrichtung der Steuerpolitik der Zentralschweizer Kantone auf das Bedürfnis, Arbeitsplätze in der Region zu erhalten und neue Arbeitsplätze zu schaffen, muss ein prioritäres Ziel unserer Organisation sein.
  • Mobilität bildet die Voraussetzung für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung einer Region. Eine bedarfsgerechte und leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur stellt die Grundlage für einen attraktiven Wirtschaftsstandort dar und das Bedürfnis nach Mobilität im Personen- sowie im Güterverkehr wächst stetig. Die jüngsten Prognosen des Bundes gehen für das Jahr 2030 von einer Zunahme des Personenverkehrs um 15 bis 29 Prozent, beim Güterverkehr sogar von 32 bis 78 Prozent aus. Diese Entwicklungen prägen zusammen mit dem regionalen Agglomerationsverkehr auch den Wirtschaftsstandort Zentralschweiz. Deshalb gilt es, die Verkehrsinfrastruktur nachhaltig weiter zu entwickeln.
  • Ein zentrales Thema ist auch die Ressourcensicherheit. Energie zum Beispiel ist für die Entwicklung unserer Region ein strategisches Gut ersten Ranges und ein wichtiger Standortfaktor im internationalen Wettbewerb. Das Ziel der Zentralschweizer Handelskammer im Bereich Energie muss eine sichere Versorgung mit ausreichend Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen sein.
  • Auch die Raumplanung gewinnt für die Wirtschaft immer mehr an Bedeutung: Qualitativ hochwertige und gut erschlossene Flächen werden auch in unseren Kantonen knapper, und die Realisierung eines Projekts wird aufgrund der umfassenden Verfahren und der Interessenabwägung zum nervenaufreibenden Ausdauerlauf. Hier müssen wir uns aktiv für einen schlanken und effizienten Staat einbringen.
  • Bildung und Forschung sind entscheidende Voraussetzungen für wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen und damit für die Gestaltung der Zukunft. Meine Befürchtung ist, dass im Jahre 2030 nur jene Unternehmen noch auf ihren Märkten bestehen können, die über genügend qualifizierte MitarbeiterInnen verfügen. Produkte braucht es selbstverständlich auch. Aber was machen wir, wenn wir keine MitarbeiterInnen mehr haben, die unsere Konzepte auch umsetzen können? Deshalb zählt für mich das Bildungssystem zu den zentralen Standortfaktoren. In der Bildungspolitik wird das Fundament für den wirtschaftlichen Erfolg der Schweiz gelegt. Unsere Aktivitäten müssen auf eine Erhaltung und Verbesserung der Qualität und des Leistungsniveaus auf allen Schul- und Bildungsstufen sowie auf eine verstärkte Ausrichtung des Schulsystems auf die Erfordernisse der Berufs- und Arbeitswelt zielen. Darüber hinaus muss eine Steigerung der Attraktivität der Berufsbildung angestrebt werden.

Verehrte Anwesende, Sie sehen, es gibt viel zu tun! Wir müssen ein Auge darauf haben, dass all die genannten Entwicklungen und politische Vorlagen von Bund und Kantonen mit den Bedürfnissen der Wirtschaft, das heisst mit unseren Mitgliedern, in Einklang gebracht werden können. Um im Standortwettbewerb bestehen zu können muss unsere Region, die Zentralschweiz, zusammenstehen und gemeinsam auftreten. Nur so schaffen wir ein starkes Gegengewicht zu anderen Regionen wie zum Beispiel Zürich oder Basel, mit welchen wir auch im Wettbewerb stehen. Arbeiten wir also weiter an einem starken Netzwerk in unserer Region, nur so werden wir als attraktive Wirtschaftsregion wahrgenommen und respektiert. Ich werde mich mit all meiner Kraft dafür einsetzen und ich hoffe, Sie unterstützen mich dabei ebenso engagiert – denn zusammen sind wir stark und können etwas bewegen!

Nun wünsche ich Ihnen allen einen anregenden Abend mit der folgenden Key Note von Herrn Alt-Bundesrat Kaspar Villiger und dem Werkplatz-Apéro – ich danke Ihnen bestens für Ihre Aufmerksamkeit.