Im Vorfeld der Herbstsession war ich auf viel Hektik, umstrittene Debatten und einen medialen Hype gefasst, standen doch die Steuervorlage 17 inkl. AHV und das EU-Waffenrecht auf der Traktandenliste. Weil aber die Differenzen zwischen den Räten viel kleiner waren als angenommen, fiel diese Erwartung in sich zusammen und wir konnten uns in aller Ruhe um die anstehenden Geschäfte kümmern.

Dies änderte sich schlagartig, als am letzten Dienstag der Rücktritt von Bundesrat Johann Schneider-Ammann bekanntgegeben wurde. Das Bundeshaus verwandelte sich innert kürzester Zeit in ein Tollhaus, laufende Geschäfte traten in den Hintergrund und es dauerte bloss wenige Minuten, bis Spekulationen die Runde machten und das Kandidatenkarussell zu drehen begann. Ich nehme an, dass uns diese brodelnde Gerüchteküche noch weiter durch den Herbst begleiten wird.

In welchem Gegensatz diese Hektik und Betriebsamkeit doch zur bescheidenen Persönlichkeit des zurücktretenden FDP-Bundesrats aus dem Kanton Bern stehen! Bei keinem anderen Bundesrat erlebe ich eine derart grosse Diskrepanz zwischen seiner Aussenwirkung und seinem Schaffen, wie beim behäbig wirkenden Unternehmer, der auch in seinem Amt als Bundesrat ein besonnener Patron geblieben ist. Medial machte man sich gerne über seine ungelenke Art lustig und ich fand öfters, dass er schlecht beraten war.

Johann Schneider-Ammans Bilanz ist hervorragend! Der Schweizer Wirtschaft geht es heute blendend, obwohl es in seiner Amtszeit die Folgen der Finanzkrise und die Aufhebung des Euro-Mindestkurses zu bewältigen galt. Die Arbeitslosigkeit ist so tief wie seit 10 Jahren nicht mehr. Schneider-Ammann gewann 8 von 9 Volksabstimmungen, er suchte und fand neue Absatzmärkte für unsere Wirtschaft, schloss wichtige Freihandelsabkommen ab. Er förderte den Innovationsstandort und die Digitalisierung, stiess die Fachkräfteinitiative an und engagierte sich für unser duales Bildungssystem. Andere mögen in der öffentlichen Wahrnehmung schöner und heller glänzen – Bundesrat Schneider-Ammann war mit Sicherheit kein Blender. Bei wichtigen Anliegen für Nidwalden durfte ich bei ihm stets auf ehrliches Interesse und aktive Unterstützung zählen. Schneider-Ammann war kein Mann der grossen Worte, er war ein Mann der Tat. Ich und die Wirtschaft unseres Kantons werden ihn und sein Wirken vermissen!

 

Kolumne „Stimme aus Bern“ – Nidwaldner Zeitung