Mit dem Beginn der 50. Legislatur der Schweizerischen National- und Ständeräte begann für mich am Montag, 30. November 2015 ein neuer Lebensabschnitt. Dieser Tag gab mir einen Vorgeschmack auf das, was mich bis zu meinem Abschied aus dem Nidwaldner Regierungsrat noch erwarten wird: Am Morgen in Stans im vertrauten Einsatz als Baudirektor, am Nachmittag die Vereidigung als neu gewählter Ständerat in Bern. Bis zum 30. Juni 2016 werde ich noch zwischen diesen Welten pendeln – zwischen Regierungsrat und Lehrling.

Meine Hauptarbeit in den Wochen seit meiner Wahl am 18. Oktober bestand darin, alles Organisatorische auf die Reihe zu kriegen. In kurzer Zeit musste ich mein Berufsleben völlig neu ordnen und mich auf die anstehende Doppelbelastung vorbereiten, schliesslich darf meine Tätigkeit als Regierungsrat nicht unter der neuen Herausforderung im Ständerat leiden – und umgekehrt. In einem Einführungskurs der Parlamentsdienste wurde ich in die Abläufe im Bundeshaus eingeweiht, in zwei Fraktionssitzungen auf die anstehenden Geschäfte eingestimmt und in die Sicherheitskommission, die Verkehrskommission, die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur sowie in die Legislaturplanungskommission gewählt. Daheim wurde unterdessen das Fassungsvermögen meines Briefkastens und meiner Mailbox auf die Probe gestellt – noch nie erhielt ich derart viel Informationsmaterial, Anfragen und Empfehlungen in so kurzer Zeit.

Im Ständerat profitierte ich von einer Art Schonfrist für die Neugewählten. Nicht bloss, weil nicht gewünscht wird, dass sich diese in ihrer ersten Session zu Wort melden. Aber alle traktandierten Geschäfte sind in den Kommissionen bereits vorbereitet worden, die Meinungen dazu waren also gemacht (darum gehe ich an dieser Stelle noch nicht auf Sachgeschäfte ein). Ich nutzte die ersten Tage dazu, mich mit den Gepflogenheiten im Stöckli vertraut zu machen, damit ich bald aktiv mitgestalten kann. Das Schweizerische Zweikammersystem erfordert eine andere Art des Politisierens als etwa im Landrat. Zudem stellte ich fest, dass im Ständeratssaal elektronische Hilfsmittel nicht erlaubt sind – ich werde deshalb meine vertraute Arbeitsweise ändern müssen. Wobei der Verzicht auf Computer entscheidend zur konzentrierten, sachlichen und debattierfreudigen Gesprächskultur im Ständerat beiträgt, da einander wirklich aufmerksam zugehört wird.

Auch deshalb darf ich schon nach meiner ersten Session feststellen, dass ich im Ständerat meinen Platz gefunden habe. Ich fühle mich sehr wohl in diesem Umfeld und mir passt der respektvolle, unpolemische Umgang miteinander. Ich freue mich auf die kommenden vier Jahre und wünsche allen frohe Weihnachten und ein gesegnetes neues Jahr!

Kolumne „Stimme aus Bern“ – Neue Nidwaldner Zeitung